Sonntag, 15. April 2007

Alles was ich liebe

Ich liebe Steine, die im Licht glitzern, wenn man sie dreht.
Den Blick aus dem Flugzeug, wenn man über Wolken fliegt.
Liebespaare anschauen, die sich an den Händen halten und sich glücklich anlachen.
Holz im Lagerfeuer, wenn es flüstert.
Zimtstangen dicht an die Nase halten und dann daran riechen.
Den sichtbaren Hauch im Winter.
Feine zarte Nackenhaare mit den Fingerspitzen berühren.
Braune Blätter, die auf der Wasseroberfläche tanzen.
Einen wilden Sturm der an den Häusern frisst und die Wolken im Zeitraffer über den Himmel fegt.
Ungestellte Fotos die einen echten Augenblick einfangen.
Rustikale Balken in moderner Einrichtung.
Wein, der wie ein warmer Kuss auf den Lippen liegt.
Wenn man aus der Art, wie jemand redet, mehr erfährt als aus der bloßen Zusammenstellung von Wörtern.
Dunkle Augen, die zum Versinken einladen.
Die Ruhe und der Friede zwischen Friedhofsbirken.
Schmale Frauenschultern, um die sich der Stoff von einem Männerhemd hüllt.
Das Schnurren einer warmen Katze in meinem Schoss.
Alte knorrige fast tote Bäume mit jungen frischen Trieben.
Ein flauschiges Handtuch im Gesicht.
Eine saftige Melone beißen und den Saft an den Wangen spüren.
Feldblumen zwischen Buchseiten getrocknet und flach gedrückt und die kleinen Flecken die dann im Buch zurückbleiben.
Bunte Leuchtreklame in dunklen, grauen Städten.
Ich höre, dass Kinder stolz und überschwänglich von ihrem Mut sprechen.
Den Geruch von getrockneter Ölfarbe.
Mehrstimmige Vogelkonzerte in die sich das Rauschen der Bäume mischt.
Das Finden von fremden Notizen, weil es einen Einblick in fremde Köpfe ermöglicht.
Hölzerne Schubladen, die ganz leicht herauszuziehen sind.
Schokoladenstreusel ins Eis streuen.
Wenn man sich auf den Nachthimmel konzentriert und nach und nach immer noch mehr Sterne sieht.
Der Stoff eines dunkelroten Rockes auf meiner Handoberfläche.
Treppen ganz schnell hinunterlaufen oder springen.
Einen Briefkasten, in dem sich ganz viele Briefe versteckt haben.
Die Vergangenheit durch das Erinnern bereisen.
Enten, die Brotkrümel von der Picknickdecke fressen.
Augenbrauen mit einem schönen Schwung, die bei jedem Gesichtsausdruck mitfliegen.
Den Spiegel am Geburtstag.
Tränen, die wie Perlen über das Gesicht glitzern.
Höhlen mit Laken, Decken und bunten Tüchern bauen.
Einschlafen, wenn es hell wird und aufwachen, wenn es dunkelt.
Strassen in den Gesichtern der Alten, die sie mit ihren Erlebnissen bauten.
Fingernägel, die über meine Kopfhaut und meinen Rücken fahren.
Bei Kerzenlicht und Wein alte Fotos sortieren.
Beschlagene Badfenster, die, die Sicht nach Draußen verschleiern.
Bei nächtlichem Sommergewitter mit freiem Oberkörper durch die Strassen laufen.
Von einer Brücke spucken und den Flug beobachten.
Die Anrede „Lieber“.
Berge, von denen man bis zum Meer sehen kann.
Lange dunkle Mäntel, die im Schnee Furchen ziehen.
Kleine Fliegen, die auf meinem Körper wandern und dabei wohlig kitzeln.
Meerwasser das auf der Haut trocknet und Salz zurücklässt.
Zeitungen aus meinem Geburtsjahr lesen.
Eine flüsternde Stimme nah an meinem Ohr, die mir „Gute Nacht“ wünscht.
Das Geräusch von kleinen Steinen die zwischen Sohle und Betonboden knirschen.
Wenn junge Hunde nach meinen Seifenblasen schnappen.
Versuchen mit einer alten Kamera Blitze zu fotografieren.
Alte Madonnastatuen die detailgetreu, grazil gebaut und unbemalt sind.
Helle Fenster ohne Gardinen in der Nacht.
Frauenhaar in meiner Dusche. Ganz viel, weil die Frau dann schon ganz lange da ist.
Wenn ich mein Passfoto in fremde Brieftaschen sehe.
Wenn sich eine hübsche Frau in der Straßenbahn auf den Sitzplatz neben mir setzt.
Geliebte Musik aus fremden Walkmankopfhörern. Das verbindet.
Menschen, die voll hinter dem stehen, was sie tun.
Grazile schwarze, eiserne Brücken über grünem Seerosenteich. Frösche quaken.
An Rosen riechen, wenn keiner schaut.
Der Fleck Sonne auf der Handinnenfläche, wenn die Sonne durch ein Glas Weißwein scheint.

Den glitzernden Schweif einer Rakete, die in den Himmel pfeift und noch viel mehr die staunenden Menschengesichter.
Den Geruch von alten Büchern, dass die Seiten nicht mehr so gut halten und herausfallen.
Seltene Schallplatten die ich für den Menschen auflege, der sie schätzt, so wie ich es tue.
Den süßen Geschmack von Karamell ganz hinten auf der Zunge.
Die Nase ins Fell einer Katze drücken und riechen.
Nur mit Augen sprechen.
Lange große Schornsteine die so doll rauchen, dass es in die Wolken ragt und man denkt, alle Wolken kommen aus ihm.
Über Zäune klettern und unbekanntes Gebiet erkunden.
Tierstimmen in der Konserve sammeln.
Bei fremden Menschen ins Bücherregal schauen und Bücher suchen die man selber hat.
Ein dickes, fettes Schlüsselbund.
Eine große Badewanne mit viel heißem Wasser, einer Kerze und einem Buch.
Vor dem Klingeln des Weckers aufwachen und feststellen, dass man noch eine Stunde schlafen kann.
Dicht beschriebene gelbe Notizzettelchen an der Tapete.
Eine neblige Schneewehe und glitzernder Raureif auf geteerten Dächern.
Eigene wirre Gedankengänge über die ich lachen kann.
Der Geruch von geschenktem Parfüm auf einem Frauennacken.
Wenn sich in alten Filmen das Liebespaar das erste Mal sieht.
Während der WM durch die Straßen ziehen, Fußball eigentlich blöd finden und „Finale“ schreien.
Schwarze TaiChiHemden mit Stehkragen und Knüpfverschluss.
Wünsche an einen Luftballon hängen und steigen lassen.
Ein Buch lesen und blinzeln, weil die Sonne so stark vom Weiß reflektiert wird.
In ihrem Blick sehen, dass ihr meine Berührungen gefallen.
Trostlose Gegenden durch Fantasie zum erblühen bringen.
Frauenlippen, die sich aufgeregt verhaspeln.
Meinen Lieblingsort einem Lieblingsmenschen zeigen.
Krähen, die im Herbst von Straßenlaternen zu Straßenlaterne springen.
Kalte Hände unter kaltes Wasser halten und sie warm werden lassen.
Das Geräusch in den Schienen, wenn der Zug noch nicht zu sehen ist.
Die Vorstellung in einem Schaukelstuhl mit einem Buch zu sterben.
In frischem Schnee als Erster einen Abdruck machen.
Einen Lachanfall in der Kirche bekommen.
Omis, die aus der Milchpackung die Kühe ausschneiden, dann auf Pappe kleben und sich auf die Fensterbank stellen.
Gartenpartys zu denen auch Leute stoßen, die man nicht kennt und einer von diesen spielt auch noch Gitarre.
Sich in der Dusche total einseifen.
Zwei mal Weizen bestellen und zwei mal Weißwein bekommen.
Vom Rücksitz aus eine Frau auf dem Fahrersitz im Rückspiegel beobachten.
Morgens durch den Tau die Spinnennetze in den Büschen sehen.
Steine mit härteren Steinen aufbrechen und es im Inneren glitzern sehen.
Käse beim Zerschmelzen in der Pfanne zuschauen.
Wenn sich der Regen wie eine Gardine ans Fenster hängt und später die Sonne hindurchglitzert.
In der Nacht den Mond durch die Pfütze betrachten.
Den kleinen Keks auf Hotelkissen.
In einer Sauna küssen und auch innerlich heiß werden.
Wenn ich mit meiner Anwesenheit ein gutes Gefühl erzeuge.
Das letzte Exemplar „Irgendwas“ ergattern.
Wenn ich zwei Nägel ohne Messung in die Wand schlage, ein Bild draufsetze und feststelle dass es nur leicht schief ist.
Schwule Männer, die nicht affektieren.
Voll gefüllte amerikanische große Kühlschränke.
Leberflecken auf Frauenarmen die Sternbilder oder Gesichter bilden.
Eingekratzte Liebesbeweise in Beton.
Fremde Einkaufszettel im Korb finden und lesen.
In Flaschenhälse spitzlippig pusten und einen Ton erzeugen.
Jede Sekunde von der Zeit in der sich die Distanz zur Liebgewonnenen verringert.
Flackernde Fahnen mit Geräusch.
Wenn mir jemand eine Zeitung aus meiner Heimatstadt mitbringt.
Über einen ganz dunklen Friedhof gehen und Grablichter zwischen den Gräbern leuchten sehen.
Frauen Komplimente machen die sie noch nie gehört haben und als Lohn ein Lachen bekommen.
Strandsand in der Duschwanne.
Im Auto fahren, es regnet und die entgegenkommenden Autos zaubern mit ihren Scheinwerfern aus den Regentropfen Sterne auf der Frontscheibe.
Wenn sich die Natur etwas vom Menschen wiederholt.
Wenn man durch ein Dorf fährt und dort ältere Menschen in Kitteln und unmodischen Latzhosen sieht.
Einen Schneeball in die Wohnung hinein nehmen, ihn auf die Heizung legen und dann beobachten.
In der Badewanne sitzen und immer wieder heißes Wasser nachlassen.
Den Löffel in die Schaumkrone eines Milchkaffees stoßen und die winzigen Bläschen knistern hören.
Bäume die sich im Wind aneinander kratzen.
Das ich immer wenn ich auf einem Balkon stehe darüber nachdenke, dass ich mich ja zu dem unter diesem hinunterseilen lassen könnte.
Den weißen Flaum auf Weidenkätzchen streicheln.
Telefonverkäufer mit geheucheltem Interesse zur Weißglut bringen und dann doch auflegen ohne was zu bestellen.
Mit Erlaubnis Frauenhandtaschen durchforschen und rückzuschließen.
Die Wärme von einem großen Osterfeuer und die Flammen in den vielen Menschen dabei sehen.
Einen großen Becher Joghurt trinken und nicht mit dem Löffel essen.
Kleine Wassertropfen, die auf der Herdplatte tanzen und dabei flüsternd davonhuschen.
Unbekannte Wege gehen, etwas unerwartetes Schönes entdecken und trotzdem ans Ziel kommen.
Wenn mir Tiere ohne jeden Grund vertrauen und die Besitzer sich darüber wundern.
Bohnen pflanzen und an einem Morgen das erste Grün sehen.
Wenn mein kleiner Sohn mich nachahmt, ich mich darüber freue und er sich wiederum darüber freut.
Wenn ich barfuss auf einer heißen Teerstraße in den Schatten laufe und ihn erreiche.
Hunde anlächeln und sehen, dass sie zurücklächeln.
Schmierige kleine Kinderpfoten an der Fensterscheibe.
Ein runder Frauenpo, der sich beim Tanz warm an mich schmiegt.
4-tens - 17. Apr, 22:21

Es lohnt sich ....

.... darüber auch mal nachzudenken.

4.

Textengel

Kathy und Robert schreiben und fotografieren

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das feuer
<br />

<br />
jeder kuss
<br />
schickt meine 
<br />
zunge
<br />
in feurige glut
<br />

<br />
ihr blick
<br />
verbrennt alle
<br />
anderen gedanken
<br />
und schafft 
<br />
kraft die glut
<br />
auszuhalten
<br />

<br />
die haare strahlen
<br />
sich sacht
<br />
um meine wangen
<br />
erzeugen einen gaensehautbrnad
<br />
den ich mit ihrem koerper loesche
<br />

<br />
wenn man sich ganz 
<br />
dem feuer hingibt
<br />
kann es nicht
<br />
verletzen
<br />

<br />
von Robert Zobel
<br />

<br />
-----------------------
<br />

<br />
.... ich las in dir, 
<br />
berührt
<br />
das knistern und brennen 
<br />
hörte ich noch 
<br />
lecke mir über die lippen
<br />
und denk meine zunge
<br />
ist die deine
<br />
ich denke es
<br />

<br />
hier sitz  ich und warte
<br />
muss ich warten
<br />
ja weil andere vor mir dran sind
<br />
ihnen geht es auch besser dann
<br />

<br />
ich kann auch gehen 
<br />
nicht warten 
<br />
aber ich sollte warten
<br />

<br />
nun halte ich dich in den händen
<br />
blätter in deinen seiten 
<br />
und lese dich
<br />

<br />
schwitzen tue ich 
<br />
kein wunder
<br />
wenn 
<br />
das wartezimmer brennt

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