Texte

Montag, 18. Februar 2008

Der Wervampir Martin Mollmann Teil 1

Seit ihrem Bestehen kennt die Szene der düsteren Wesen Trittbrettfahrer: Selbsternannte Untote, die ihre angeblichen faulen Körperteile unter Schmerzen von Autos überfahren lassen, Gräber als Ihr Zuhause erklären, gegen Geld sich darin auch einbuddeln lassen und die Ernsthaftigkeit der Szene untergraben. Allen gemeinsam ist ein extremer Eifer, der auf nichts abzielt, nur einfach da zu sein scheint. Einer davon ist der Schweriner Martin Mollmann.
Seit Jahrzehnten behauptet er, tot und darüber hinaus ein Vampir und ein Werwolf zu sein. Sogar in eine Fledermaus kann er sich verwandeln und das vor Zuschauern. Nur die Bedingungen müssen dafür stimmen. Geht nämlich nur in einem Darkroom. Als Zuschauer oder besser Zuhörer hört man dann nur ein „Mompf“ und dann eine Art krähen. Zusammen mit Wölfen und 28 Katzen (es waren mal 666) wohnt er heute in Bobitz im Mecklenburger Land, wo er unter dem Pseudonym »Graf Rotgeschmatting« eine sektenähnliche Gemeinschaft um sich geschart hat.
Als »Beweise« für seine dunkle Ichigkeit legte Mollmann im Laufe vieler Jahre Hunderte von Fotos vor, auf denen er mal in einem Fell dastand, sich vor einer Knoblauchzehe ekelte oder das Gesicht voller Erde hatte. Auch reichlich schwarze Bilder seiner Verwandlungen brachte er in Umlauf. Ergänzend dazu verewigte Mollmann seine durch sich erlangten Erkenntnisse auf Tausenden von Seiten, die von seinen Anhängern im In- und Ausland bis auf den heutigen Tag begeistert studiert werden.
Kein seriöser Forscher nimmt Martin Mollmann heute noch ernst. Entscheidend dazu beigetragen hat der Lüneburger Perahn Uschlakahn. In einer über vierhundert Seiten starken Studie dokumentierte er 2003 die Ergebnisse seiner Recherchen: Fakten, die den Mollmann-Fall gnadenlos demontieren.
Bereits die von Mollmann-Anhängern oft zitierte Behauptung, wonach der Bobitzer Fotograf Meierling die Bilder des Schweriners analysiert habe, entpuppte sich als falsch. Auf Anfrage bestritt Meierling, jemals Fotograf gewesen zu sein: »Die Leute gaben vor, sie wollen Hack kaufen und zwar halb und halb. Dann wollten Sie auf einmal dass ich Ihnen eine Portion Fleisch auf Fotos lege und das hab ich auch gemacht. Sie fotografierten dann die Theke und gingen wieder.«
Uschlakahn entschloss sich, die Bilder aufs eigene Fäustchen zu untersuchen. Seine Resultate waren ernüchternd. Das angebliche Werwolfsfell an dem Körper Mollmanns ließ sich in allen Fällen in Übereinstimmung mit aneinander getackerten und verfilzten Topflappen bringen. Weiter brachten die Analysen Werte an den Tag, die in krassem Widerspruch zu Mollmanns Ausführungen über die Größe seiner spitzen Zähne und Flügelspannweite standen.
Eine seiner berüchtigtsten Bilderserien will Mollmann am 19. Juli 2000 bei Rostock geknipst haben. Die Fotos zeigen ein Horde Werwölfe die mit Barbiepuppen Krieg spielen. Auch in diesem Fall sind die Hinweise auf eine Fälschung eindeutig. So stellte Uschlakahn fest, dass man die Nähte mancher Felle sehen konnte. »Wie die Bilderserie deutlich zeigt, muss es nun so sein, dass sich Werwölfe so verwandeln, dass sich schnell zuschneidern oder zunähen. Ich brauche wohl kaum anzufügen, dass dies totaler Quatsch ist ...«
Bezeichnenderweise suchte Uschlakahn an lebenden Pelztieren vorhandene Nähte vergeblich.

Noch schlimmer werden die Diskrepanzen bei Mollmanns angeblichen Fledermausflugreisen. Da scheute er nicht davor, »selbstgeschossene« Bilder von Nacht von oben vorzulegen. Dummerweise sind die darauf sichtbaren anderen Fledermäuse allesamt mit einem Kugelschreiber aufs Schwarz gemalt worden.
Vollends zur Farce wird Mollmanns Geschichte, wenn wir die Aufnahme seines Fledermausgenitals betrachten, den er »aus ein paar tausend Kilometern Entfernung« aufgenommen haben will. Ein mir bekannter Naturwissenschaftler: »Die Aufnahme ist identisch mit einer Seite aus einem meiner leeren Schreibhefte, unklusive aller Linien. Abgesehen davon kann so eine Feldermaus mit so einem schweren Fotoapparat nicht hantieren und hat auch keine kilometerlange Flügel.«
In seinem Buch geht Uschlakahn auch auf die angeblich so außergewöhnlichen Blutspeichelproben ein, die Mollmann sich nach dem Reißen eines Menschen von den Lefzen gewischt haben will. Fazit: Keine der zahlreichen Analysen lieferte Hinweise auf einen anderen Ursprung als dass sich Mollmann wohl selbst geschlagen und dann in einen Behälter gespuckt hat.
Lediglich der Biochemiker Marcel Morschell sprach um 2002 von einer ungewöhnlichen Zusammensetzung, die er sich nur durch übermäßigen Knoblauchverzehr erklären kann.
Wer die »Information Düsterwesen« durchblättert - Eine rund vierzigseitige Broschüre für Interessenten und potentielle Mitglieder - stößt dort auf Passagen, die kaum Zweifel an der sektenartigen Struktur von Mollmanns Umfeld übrig lassen:
»Besuchst Du uns außerhalb der offiziellen Besuchszeiten, dann sei Dir dessen bewusst, dass Du nach dreißig Minuten von uns aufgefordert wirst, Deine Hosentaschen zu leeren und Deinen gesamten Besitz den Du bei Dir trägst unserer Gemeinschaft zu vermachen. Besucher, die außerhalb der offiziellen Zeiten bei uns auftauchen und nur herumstehen wollen, ohne gewillt zu sein, Geld dazulassen, werden verprügelt. Besucher dieser Art wirken auf die Bewohner wie Schmeißfliegen und müssen daher unser Areal auf schnellstem Wege verlassen.
Bekommst Du Mollmann während Deines Besuches zu Gesicht, dann werfe Dich mit dem Gesicht zu Boden, stöhne dabei nicht, wirbele keinen Staub auf und lasse ihn in Frieden. Er hat mehr Probleme und Aufgaben zu lösen als Du ahnst, und er verdient es, Ruhe zu haben und Freizeit zu genießen. Wenn Du bei uns und für uns arbeitest, dann tust Du das gemäß den Satzungen der Düsterwesen ohne jeden Anspruch auf Freundlichkeit und PiPaPo! Verbunden mit der Mitgliedschaft ist die Pflicht zur Geldableitung an uns.«
Auserwählte dulden keine anderen Meinungen, und so sind die Mitglieder der Düsterwesen ihrem Meister treu ergeben. Kritische Töne aus den eigenen Reihen und die darauf folgenden Todesfälle dringen kaum an die Öffentlichkeit.
Bei meiner Teilnahme an einer Talksendung im Schweriner StadtFernsehen konnte ich mich 2004 persönlich davon überzeugen. Mir gegenüber saß damals Mollmann-Anhänger Hans Flutschendorfer. Mit erhobenem Zeigefinger wurde er nicht müde, Mollmanns Story kritiklos nachzukauen. Die Prozesse, die dieser mit ehemaligen Mitgliedern ausgefochten hatte, erwähnte Flutschendorfer mit keinem Wort.
Über den Staatsanwalt Roland Krüus, der den Fall intensiv verfolgt, konnte ich einen Teil der damaligen Akten einsehen: Den Papieren zufolge wandten sich am 26. November 2001 zwei ehemalige Vertraute Mollmanns, H. P. und U. S., in einem Schreiben an den Gemeinderat von Bobitz: »Seit zwei Jahren betreibt M. Mollmann ein so genanntes Wesenfindungszentrum, das unterirdisch, unter den Wohnhäusern, angelegt worden ist. Im Zentrum befindet sich ein Umkleideraum mit sehr vielen Werwolf-, und Vampirkostümen. Eine Treppe führt nach oben, wo in einem weiteren Raum eine Pyramide aus Knochen steht. Darin müssen die Mitglieder, untenrum nackt auf einer Pritsche, unter der Anleitung von Mollmann Negerkussschlachten abhalten und sich danach gegenseitig das Fell ablecken. Das diese Örtlichkeiten in mancherlei Hinsicht missbraucht werden, ist im beiliegenden Austrittsschreiben genügend angedeutet.«
Um mir den Vorwurf einseitiger Berichterstattung zu ersparen, faxte ich am 14. Januar 2005 eine Rohfassung dieser Seiten an Martin Mollmann - verbunden mit der Bitte, mir eine schriftliche Stellungnahme zukommen zu lassen. Mollmann reagierte noch am selben Abend mit einem polemischen Schreiben:
„Meinerseits finde ich es unter meiner Würde, zu Ihrem Machwerk, den ich nicht beliebe zu lesen sondern lesen habe lassen, Stellung zu nehmen, da ich mir sehr lebhaft vorstellen kann, welche Lügen Sie als Uschlakahn-Freund mit diesen mit Sicherheit jeder Wahrheit entbehrenden Zeilen unter die ahnungslosen Leser zu bringen gedenken, und weil ich Sie vom Fernsehen und aus Zeitschriften als Mensch kenne, der nicht nach bestehenden Wahrheiten eine Sache vertritt werde ich Sie in einer der nächsten Nächte aufsuchen und totbeißen.“
Am 15. Januar und am 20. Februar 2005 erreichten mich weitere Schreiben Mollmanns. Hier variierte er seine Drohung und meinte, er würde mir auf offener Straße als Mensch ein Bein stellen und als Werwolf seinen Schlund zur Landung zur Verfügung stellen. Außerdem werde ich schon sehen und er beobachte mich.

Kurz darauf die große Überraschung: In einem Brief bat mich Marina Mollmann, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Seine langjährige Ehefrau hatte das Zentrum gerade verlassen und sich in einer eigenen Wohnung in Schwerin niedergelassen. Mehrmals traf ich mich mit ihr und erlebte sie dabei als eigenwillige, aber herzliche Person. In stundenlangen Gesprächen diskutierten wir über die angeblichen Fähigkeiten ihres Mannes, wobei sie starke Zweifel an deren Realitätsgehalt äußerte.
Noch nie hatte Jemand den Mut, öffentlich gegen Mollmann anzutreten, und so bat ich Marina, ihre Aussagen in Form eines Interviews veröffentlichen zu dürfen. Das folgende Gespräch wurde Dezember 2005 in der Fachzeitschrift »Bürgersteige mit schlechten Schuhen erschrecken« veröffentlicht.

Frau Mollmann, Sie sind aus dem Düsterwesen-Zentrum in Bobitz ausgezogen. Der Scheidungsprozess läuft. Nun treten Sie erstmals an die Öffentlichkeit. Weshalb?
Marina Mollmann: Vorab bemerkt: Ich bin absolut nicht gegen die Person Martin Mollmann. Ich sage nicht, dass er ein schlechter Mensch ist, wie er das heute von mir behauptet. Ich will ihn auch nicht fertig machen, dafür habe ich ihn trotz allem, was geschehen ist, zu lieb. Außerdem hätte ich das ja schon vor Jahren tun können. Nein, es geht mir einfach darum, dass er endlich die Wahrheit sagt und dazu steht, dass es sich bei seinen Verwandlungen und Seinszuständen durchwegs um Lug und Trug handelt. Ich hätte ja nichts dagegen, dass seine Anhänger Vorträge halten und Bücher schreiben, wenn deren Inhalt der Wahrheit entspräche. Ich bin nur dagegen, dass man alles in Verbindung mit fiktiven Werwölfen, Vampiren, Untoten und sogar Außerirdischen setzt und den Leuten damit Unwahrheiten auftischt.
Dass ich jetzt an die Öffentlichkeit trete, hat allenfalls indirekt mit unserer Scheidung zu tun - insofern, als mir die Distanz zum Zentrum half, endlich wieder klare Gedanken fassen zu können. Den Ausschlag für meine Entscheidung gab letztlich die Tatsache, dass ich jahrzehntelang mitgeholfen habe, unzählige Menschen anzulügen. Gutmachen kann ich das natürlich nicht. Aber zumindest will ich heute dazu stehen.

Martin Mollmann soll Ihnen verboten haben, mit mir zu sprechen ...

Marina Mollmann: Das stimmt. 2002 hat er mir telefonisch ausdrücklich verboten, mit Ihnen über ihn zu sprechen. Das spricht nicht gerade für ihn: Wenn er ein reines Gewissen hat, dann müsste er Kritik ja nicht fürchten und auch nicht jeden Vorwurf, der gegen ihn erhoben wird, mit verbalen Rundumschlägen kontern.

Wann sind Ihnen erstmals Zweifel an den »Verwandlungen« Ihres Mannes gekommen?

Marina Mollmann: Eigentlich schon 1999, als ich auf schwarze Fotos Fledermäuse malen sollte. Da machte ich mir natürlich schon meine Gedanken. Kam dazu, dass seine Verwandlungen, sofern Zeugen anwesend waren, immer in Dunkelräumen stattfanden und er sich während der eigentlichen Verwandlungen nie sehen ließ. Sei es das angebliche Kreischen der Fledermäuse, das Knurren des Werwolfs oder die Erscheinung irgendwelcher Untoten tief unten in der Erde, immer war er gerade nicht da oder es war zu dunkel. Seinerzeit hat man das nie hinterfragt, denn man war ja in einem Glaubenssystem gefangen. Man wollte ihm einfach glauben. Alle, ich inklusive, haben damals gelogen. Mit schlechtem Gewissen muss ich heute gestehen, dass ich seinerzeit Hunderte von Leute bewusst angelogen habe und ihnen vorgemacht habe, die Schilderungen meines Mannes entsprächen der Wirklichkeit.

Schlüsselerlebnis für Sie war das Jahr 1995 ...

Marina Mollmann: Damals berichtete die „Schweriner Volkszeitung“ über Martin. Auf einem Foto stand er auf einem Perserteppich. Solche Teppiche lagen überall im ganzen Zentrum herum. Und diesen besagten Bodenbelag wollte Martin nun zum Fliegen bringen. Von Bobitz nach Potsdam sollte es gehen.

Haben Sie eine Vermutung, ob er angekommen ist ?

Marina Mollmann: Teilweise. Bei einigen der von Martin auf der Reise fotografierten »Geistwesen« handelt es sich offenbar um Schaum aus der Badewanne, den er auf eine Fensterscheibe geschmiert hat. Für andere Bilder dürfte er simple Spucke verwendet haben, die er im Flug fotografiert hat. Selbst Tampons auf die er Gesichter malte scheint er für seine Tricksereien benutzt zu haben.

Besonders umstritten ist ein Foto, auf dem er als Werwolf eine außerirdische Besucherin mitsamt ihrer außerirdischen Babys auffrisst ...

Marina Mollmann: Die Entstehung dieses Fotos war in der Tat dubios: Martin forderte mich und eine kleinwüchsige Freundin damals auf, wir sollen uns nackt ausziehen mit Götterspeise einreiben und dann ein wenig vor der Kamera kriechen und dann ist er halt auf uns gestürzt. Einige Wochen später präsentierte er uns dann die Aufnahmen und erwartete, dass wir ihm glauben, dass dies Außerirdische sind.
Die Düsterwesen werden oft mit sektenartigen Strukturen verglichen. Sind solche Vergleiche berechtigt?

Marina Mollmann: Als ich noch im Zentrum wohnte, kam mir dieser Vorwurf immer wieder zu Ohren. Und wenn ich das alles rückblickend überdenke, sind derartige Vergleiche wohl nicht ganz aus der Hand rauszuschütteln oder wegzuweisen oder die Hand zu einer Faust zu ballen und keine neue..

Frau Mollmann?

Auf jeden Fall, wenn sich eine freie Gemeinschaft formiert und sich der Wahrheit verschreibt, dann sollten deren Mitglieder zumindest Kritik üben, frei denken dürfen und sich dann der Masturbation hingeben können wann Sie es wollen. Das war und ist bei den Düsterwesen aber bis heute nicht der Fall. Und es kommt noch hinzu, dass man dort nie einen klaren Gedanken fassen kann, weil über das gesamte Zentrum Lautsprecherbäume aufgestellt sind, die einen tinitusähnlichen Ton aussenden.

Martin Mollmann klagt oft darüber, dass ihm die Negative besonders umstrittener Aufnahmen gestohlen worden seien ...

Marina Mollmann: Wie das damals alles genau gelaufen ist, weiß ich nicht mehr genau. Aber zu behaupten, dass Fremde ihm die Aufnahmen aus seinem Büro gestohlen hätten, wie er das gelegentlich getan hat, entbehrt jeglicher Logik. Seine Arbeitsräume werden ja ständig von zwei Gorillas bewacht und seine Tür steht von Tag bis Nacht unter Klapperschlangenschutz. Letztere Schlangen haben wir nie gesehen, aber er meinte, sie seien in den Fugen eingesetzt und wir haben es wie viele andere Sachen geglaubt. Auch ich selbst habe in meinem Zimmer damals Fotomaterial aufbewahrt. Und bei mir sind die ganzen Jahre über nur getragene Slips abhanden gekommen.
Außerdem verschwanden die Fotos immer dann, wenn sich die Hinweise auf ihre Manipulation häuften. So veröffentlichte die Zeitung »Gebrochenes« einst ein imaginäres Bild, das Schwerin nach einem Schweriner-Seebeben zeigte. Kurz darauf präsentierte er uns dieselben Fotos. Doch als seine Kritiker auf die Parallelen aufmerksam wurden, verschwanden die Aufnahmen ebenso schnell wieder.

In den letzten Monaten sind Sie von Ihrem Mann heftig attackiert worden. Wie gehen Sie damit um?

Marina Mollmann: Wenn er mich heute als »Lügnerin und Betrügerin« bezeichnet, dann tut mir das schon weh. Mittlerweile hat er mir sogar Prügel angedroht. Aber ich habe abgelehnt.

Dienstag, 24. April 2007

Interview mit dem Schicksal

Ich würde gerne das Schicksal einmal interviewen. In einem dunklen Zimmer mit gelbem, warmen Licht, Zettel, Stift und zwei Gläsern Wein und dicken Polstermöbeln. Wir würden uns zulächeln. Das Schicksal weil es eh weiß, was ich fragen werde und ich, weil ich denke, ich kann noch überraschen.
Ich hätte mir extra ein paar Fragen ausgesucht, die man niemals fragen würde. Also nicht das Schicksal. Da würde ja allgemein eher interessieren: Wie macht man das so? Wie können Sie überall gleichzeitig sein? Gibt es sie überhaupt? Können Sie Verliebte überhaupt noch sehen?
Wie würde so was ablaufen? Mh, ich sollte einmal die Fähigkeit nutzen selbst ein Schicksal zu erzeugen, jedoch in einer anderen Welt. Fantasie nennt sich das und ich bin mir sicher, dass die Fantasie in einer anderen Dimension Wirklichkeit wird und so ist jeder Text zum Beispiel Wirklichkeit. Deshalb nenne ich meine Texte auch eher Einblicke. Besonders wenn Sie anderen völlig verrückt erscheinen.
Also Fantasie her, neue Welt irgendwo erschaffen und von diesem Interview, welches dort wirklich dann stattfindet, berichtet:

Schön, dass Sie kommen konnten Schicksal!

Ließ sich nicht vermeiden. Es war mein Schicksal.

War es das oder scherzen Sie?

Nein, ich bin ja auch nur ein Organ. Sozusagen das Lenkrad einer höheren Macht und der muss auch ich
mich beugen.

Deshalb wissen Sie über sich schon selbst was Sie morgen machen werden.

Mein Zeitplan hat keine Lücken. Ha, ha, ha.

Inwieweit gibt es denn Zufall?

Gar nicht.

Aber...

Ich weiß, was sie meinen, aber wenn etwas nach Zufall aussieht dann hab sicher ich meine Finger mit im Spiel oder eben extra nicht. Ich mache mir einen Scherz daraus. Da gibt es ja in den Forschungslaboren einige Versuchsreihen und die bringe ich dann ein wenig durcheinander.

Nur damit die Leute an den Zufall glauben?

Nein, damit Sie nicht nur auf das Schicksal vertrauen. Wäre ja furchtbar. Dann hätten Sie mich heute gar
nicht eingeladen sondern würden hier jetzt alleine sitzen und denken, dass ich ja auch ohne sowieso komme.

Wären Sie gekommen?

Die Frage stellt sich nicht. Es ist immer eine Abfolge. Wer die erste Treppenstufe nicht betritt wird auch nicht die zweite erreichen.

Außer er springt.

Springen wäre dann Zufall und das gibt es nicht.

Kommt einem aber manchmal so vor.

Ja, weil die erste Treppenstufe kaum wahrnehmbar war. Aber es gab sie.

Das klingt interessant.

Na ja, für mich ist es total normal. Mich gibt es ja auch schon seit immer.

Gutes Stichwort. War der Mensch so gedacht, wie er jetzt ist?

Ja, war er. Wobei mir da ein kleiner Flüchtigkeitsfehler unterlaufen ist.

Was denn?

Brustwarzen bei Männern!

Ach ohne würde ja viel blöder aussehen.

Wenn Sie es nicht anders kennen würden, wäre es wohl ganz normal. Aber ich werde es demnächst noch nachholen. Also es ändern.

Jetzt noch?

Natürlich. Würde den kleinbusigen Frauen sicher helfen. Denn dann hätten sie wenigstens ihre Brustwarzen um damit zu spielen.

Zu spielen?

Ja, doch nicht so.

Ach so. Was macht das Schicksal sonst so?

Investment. Ich weiß ja wo die Kurse liegen werden.

Das Schicksal interessiert sich für Geld?

Nein, aber ich hab Langeweile und ich kann ja nicht immer nur Naturkatastrophen erzeugen. Is ja auch immer das Gleiche.

Das sind Sie?

Unter anderem.

Warum tragen Sie eigentlich einen Matrosenanzug?

Ich mag das.

Matrosen?

Matrosenanzüge.

Das ist wieder eine gute Überleitung. Sind Sie bestechlich?

Oh können Sie mir erst einmal die Überleitung erklären.

Ich denke, Sie wissen alles!

Ich weiß, gar nichts. Ich weiß nur, was sie gleich sagen werden.

Aber dann...

Ja, das war die erste Stufe. Jetzt weiß ich, dass sie das mit der Zigarette-an-der-Kerze-anmachen meinen.

Genau. Verblüffend. Und hat es damit etwas auf sich?

Ja, das mag ich nicht.

Und deshalb bringen sie Seemänner um?

Matrosen!

Warum?

Na ja, irgend woher muss ich ja meine Anzüge her bekommen.

Oh.

Ich danke Ihnen für dieses Interview.

Das müsste ich eigentlich sagen.

Tun Sie das doch. Ich muss los.



Ich bin mir sicher, so würde es ablaufen und so ist es abgelaufen. Danke fürs lesen. Es war Schicksal, dass Sie hier waren. Entscheiden Sie selbst, inwieweit und wozu Sie es als erste Stufe nehmen.

Montag, 23. April 2007

einsamer antiwunsch

du bist von haus aus
kein wunschkonfekt
bist jene
die bis zum schlußlied
in der disco bleibt
um noch irgendwohin
mitgenommen zu werden
wo es ein wenig nach
liebe stinkt

du bist der männeranklageschrei
den man nicht hören will
bist der rostige überzug
auf dem geländer
im keller
des siebten himmels

will ein "er" dich finden
muss er dein
zerbrochenes ich
kitten
und ein feines gespür
für rohdiamanten
und wünschelaugen haben
ansonsten bleibst du
in aller farbigkeit
nicht grau
sondernd bellend schwarz

du sitzt nie auf dem
beifahrersitz
sondern stets hinten und
konservation heißt
nur
dass du immer wieder deinen
namen nennen musst
und den kopf schüttelst
wenn dich mal wieder einer
als sorgenbriefkasten
benutzen will

mein rat an dich
fällt mir nicht ein
du traust dich nicht aus dir
heraus
weil du irgendwann davon
überzeugt wurdest
dass dein wahres ich
negativ spektakulär wäre
wie soll ich dir jetzt sagen
dass du toll bist
ich kenn dich doch
gar nicht

und nein
nein
nicht jeder mensch ist toll
ich hoffe das du es bist
unter deiner brüchigen
maske
auf jeden fall bist du da
angenehmer

komm raus

Sonntag, 22. April 2007

Ganz alter Text. geheilter ficker

ich war ein regelrechter
frauoast
ein femininschlürfer
ein flanierer
auf brust und po

war menschlicher flipper
der in warme nässe
tauchte
um am ufer locken
glatt zu züngeln

fiel über frauen her und liess
mich befallen
war klette und trug sie mit
mir herum
liess mich unter blumen
nieder und machte sie matschig

jetzt, heute und hier
ist das alles nicht mehr
wichtig
alles gelebte
alles gefickte hat keinen
sinn
keinen wert und ist
so unsagbar tierisch
das man laut aufjaulen
seinen knochen ausgraben und
verfaulen lassen will

vor lauter geilheit bin ich
glücksblind gewesen
hab glücksblinde kennen gelernt
und bin jetzt irgendwie geheilt
ich muss die richtige bestiegen haben

war es die rosettenrosi
die davon gleich drei besaß
die hautspielerin
mit deren falten man sich
hüte bauen konnte
oder diese inderin die mir
das nagelbrett....

der richtigen sage ich danke
dass sie mich heilte
von dieser unsagbaren lust
die nur noch in mein hirn steigt
wenn ich betrunken bin
und mich nicht wehren kann

danke
jetzt kann ich endlich
ordentlich ein wegstecken

Alter Text: die drei hoffnungslosen

1.

ich muss mich immer
wiederholen
ich muss mich immer
wiederholen
ich muss mich immer
wiederholen

2.

ich bring keinen satz zu....

3.

statt apfel sag ich immer
apfel
ich mein apfel
ahhhh
ich bekomm es nicht hin

Mein Brief an den Nachbarn

Lieber Nachbar,

Es ist jetzt 02:01 Uhr und Du singst über mir mit zwei weiteren Dorfmenschen Partylieder von Mallorca, die du sogar mitsingen kannst weil sie ja schön arisch deutsch sind. Das Du nur die Hälfte des Textes kannst lässt sich auch nicht dadurch verschönern, dass du Dich anhörst als hättest du einen Igel im Maul. Weil Du die laute Musik im Dialog mit den Deinen lautstark übertönen musst weiß ich, dass Du Geburtstag hast. Herzlichen Glückwunsch. Ja, das muss gefeiert werden aber doch bitte, wie jeder normale Mensch in einer Kneipe, die irgendwo im Wald, auf jeden Fall weit weg steht.
Noch niemals hab ich Lieder gehört wie:

Wer hat den größten……: Ich Ich Ich
Wer hat den kleinsten…..: Du Du Du

Und wie schön Du bei “Ich, Ich, Ich” mitsingst. Da will man eigentlich gar nicht schlafen. Hast Du schon mal daran gedacht, das die kleine Familie unter Dir gerade ein Kind bekommen hat? Ach nee hast Du bestimmt vergessen, weil Du Dich ja sonst sehr aufs Frauverprügeln konzentrieren musst. Darfst Du heute an Deinem Geburtstag vielleicht sogar einen Knüppel nehmen? Oh Mann, wenn Du sie wenigstens schlagen würdest…Dann wäre es nicht ganz so laut.
Die Polizei kann man nicht rufen, weil die dann fragt ob man schon mal auf dieNachtruhe hingewiesen hat und wenn man das macht, hat man für immer Ruhe und liegt im Koma. Danke, dass Du mir wieder mal gezeigt hast, dass wir dringend umziehen müssen. Hatte ich ganz vergessen in all der zweitägigen Ruhe. Ich Dummchen.

Liebe Grüße
mit Mordgedanken
weil frische Eltern
bekommen ja genug Schlaf und können
auf die Nacht verzichten..

Robert

Alter Text: kopfsonde

dieser text ist
eine kopfsonde
die sich gerade
durch deine augen
in dein hirn bohrt

sie ist dafür
geschaffen
dich gefügig zu
machen
für den nächsten
text
und den darauf

du wirst sie
grandios finden

dagegen kannst du nichts
tun
überhaupt nichts
viel spaß

Alter Text: außerirdische

zwei glasperlen
in der mitte ein
teertropfen drumherum
dunkles grau
die nase sichtbar
plastisch
ohne fähigkeit zum sinn

du strahlst keine wärme
du strahlst keine kälte
du strahlst gar nicht
nicht einmal nach innen

bist ein klotz
aus einem undefinierbarem
material
das nicht zu definieren
ist
überzogen mit einer
schicht gummi
das mit leberflecken
betupft wurde
um den eindruck zu
erwecken
das du lebst

doch nicht mit mir
ich habe die glasur
berührt
und bin erschaudert
keine temperatur
nicht einmal nachgegeben
hat diese fassade

du bist eine außerirdische
und lebst auf was für eine
art auch immer
aber sicher nicht auf
menschenart

deshalb schmecken deine
küsse sicher nach
glaswatte

dein glücksgedicht

das ist dein glücksgedicht

dies ist dein glücksgedicht
der ko-text gegen unglück
und schicksalsschläge ins
schicksal
er hält dich auf dem richtigen weg
den du mit sehnsucht
träumen und wünschen schon
vorgetreten hast

lies ihn und es
strotzt ein regenbogen
heraus
der dich über die steine
und berge trägt
du hast nicht nur deine
kraft sondern auch die kraft
derer die in liebe an
dich denken

mach dir in die gedanken
einen abdruck von diesen text
noch besser drucke ihn aus
und trage ihn bei dir
lies ihn wenn es los geht
lies ihn wenn es aufhört
lies ihn wenn es dich überkommt
wenn du zweifelst

das ist deine stärkung
du wirst alles haben
was du willst
das schicksal glaubt
an dich
wie viele andere

jetzt fehlst noch du

viel glück

Freitag, 20. April 2007

schwerter in dir

schwerter stecken in dir
dicht um dein herz
blockieren jeden anflug
von gefühlen
die dir wieder gefährlich
werden könnten

verhindern dass du dich
so weit öffnen kannst
das jemand die macht
hätte dich für immer
zu schließen

dann lieber der kurze schmerz
der dich immer wieder
zurückdrängt
als dieser ewige
den man nur einmal
durchs verdrängen
erträglich machen kann

ein zweites mal
ist man ihm nicht gewachsen
das weiß man
das macht die angst
und die traurigkeit
und lässt die sehnsucht einsam
kochen

man hofft
das irgendwann der ritter
ohne schwert kommt
der sie herauszieht
und man sich wieder traut
zu lieben

so
oder man bewaffnet sich selber

Textengel

Kathy und Robert schreiben und fotografieren

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